Wie erkennt man eine Legasthenie? –  Wenn Buchstaben keinen Sinn ergeben

Was ist Legasthenie? - Wenn Buchstaben keinen Sinn mehr machen!

Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten
Lese- und Rechtschreibschwäche
Lese- und Rechtschreibstörung (Legasthenie)?

Eine Lese- Rechtschreibschwäche und eine Lese-Rechtschreibstörung unterscheiden sich in ihrer Beeinträchtigung des Kindes oder Jugendlichen, ihrer Länge und deren Ursachen. Bei einer isolierten Lesestörung liegen die Rechtschreibleistungen des Kindes im Normbereich. Bei einer isolierten Rechtschreibstörung liegen die Lesefertigkeiten, Lesegenauigkeit, Leseflüssigkeit und Leseverständnis, im Normbereich (ICD-10 F.81.1). Bei einer kombinierte Lese-Rechtschreibstörung (ICD-10 F.81.0) liegen sowohl die Lese- und die Rechtschreibleistung unterhalb des Niveaus, das aufgrund des Entwicklungsalters, der allgemeinen und sprachlichen Intelligenz sowie der Klassenstufe zu erwarten wäre. (Anmerkung: Die bereits verabschiedete ICD-11 soll 2022 in Kraft treten). Diese besonderen Schwierigkeiten lassen sich nicht durch vermehrtes Lernen überwinden.

Lesen ist die Schlüsselfähigkeit für den Erwerb von Wissen. Langsames und stockendes Lesen macht jedes Schulfach zu einem Problem. Zum Beispiel beim Lesen von Textaufgaben in Mathematik, bei einer Textanalyse in Geschichte oder beim Verfassen von Texten in einer Fremdsprache. Schriftsprache ist die Schlüsselkompetenz für den Bildungserfolg. Fehlerhafte Rechtschreibung wird in jedem Fach in die Note mit einbezogen. Lernmotivation und Anstrengungsbereitschaft sinken. Die schulische Entwicklung ist gefährdet. Das Problem endet auch nicht mit der Schulzeit. Die Betroffenen sind in ihrer Berufswahl und Berufsausbildung beeinträchtigt, überproportional viele werden arbeitslos.

Kern-Symptome einer Legasthenie

Anzeichen beim Lesen

  • verlangsamte Lesegeschwindigkeit
  • häufiges Stocken oder Verlieren der Zeile im Text
  • Zeilen werden übersprungen
  • Auslassen, Vertauschen oder Hinzufügen von einzelnen Buchstaben, Silben oder Wörtern
  • Ähnlich aussehende Buchstaben, b-d, p-q, u-n, m-n, ei-ie,  werden verwechselt
  • Schwierigkeiten Laute zu synthetisieren (zu verbinden), bes. Konsonantenhäufungen: Brot, Garten, Pflaume
  • Schwierigkeiten Wörter in Silben zu segmentieren (zu gliedern)
  • versucht die Wörter zu erraten
  • nicht sinnhaftes Betonen beim Lesen
  • Satzzeichen werden beim Lesen nicht beachtet
  • Schwierigkeiten, den Inhalt des gelesenen Textes wiederzugeben
  • Bei der Beantwortung von Fragen zum Inhalt wird oft auf allgemeines Wissen zurückgegriffen.

Anzeichen beim Schreiben

  • Hohe Fehlerzahl bei Diktaten und auch beim Abschreiben von Texten
  • Wörter werden teilweise unvollständig und im selben Text mehrfach unterschiedlich falsch geschrieben.
  • Phonetisches Schreiben nach Gehör:  Esl, Tiga
  • Akustische Differenzierungsfehler ähnlich klingender Laute: b-p, d-t, g-k, ä-e, o-u, s-z
  • Optische Differenzierungsfehler visuell ähnlicher Buchstaben: b-d, p-q, ei-ie,
  • Konsonantenhäufungen  bereiten Probleme: Fanne statt Pfanne, fümf statt fünf
  • Punkte auf dem i und Umlautpunkte auf ä – ö – ü  und t-Striche werden weggelassen
  • Groß- und Kleinschreibung gelingt nicht
  • Hohe Fehlerzahl bei langem Selbstlaut: stummes h und ie
  • Hohe Fehlerzahl bei kurzem Selbstlaut: ck -tz – mm – ss – tt
  • Oft auch viele Fehler in der Grammatik und Zeichensetzung
  • Oft unleserliche Handschrift

Anzeichen in anderen Fächern

  • Schwierigkeiten treten in anderen Schulfächern auf, in denen viel gelesen und geschrieben wird.
  • Besonders häufig treten Probleme in Sachaufgaben, Textaufgaben in Mathematik auf.
  • Probleme in der Grammatik einer Fremdsprache
  • Länger anhaltende Schwierigkeiten bei grundlegenden Rechenarten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, umständliche Rechenwege und ein mangelndes Verständnis für Mengen und rechnerische Sachverhalte können  Anzeichen für eine zusätzlich auftretende Dyskalkulie sein.

Allgemeine Verhaltensauffälligkeiten

  • Große Lese- und Schreibunlust
  • Probleme bei der Grob- und/oder Feinmotorik
  • Probleme in der Raumorientierung und im Gleichgewicht
  • Eine unruhige und verkrampfte Schrift
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsauffälligkeiten
  • Das Leistungsniveau schwankt sehr, als Folge des hohen Energie-Einsatzes.
  • Gelernte Rechtschreibregeln werden immer wieder vergessen und nicht angewendet.
  • Haben oftmals sehr gute sprachliche Ausdrucksweise
  • Unselbständigkeit im Arbeiten
  • Geringes Selbstvertrauen
  • Schul- und Prüfungsangst
  • Psychosomatische Störungen wie Kopfschmerzen und Bauchschmerzen

Treffen mehrere Phänomene auf Ihr Kind zu, dann ist eine förderdiagnostische Untersuchung dringend anzuraten. Studien zeigen, dass es die „typischen Legastheniefehler“ nicht gibt. Alle Kinder machen am Anfang  Fehler. Einige Kinder machen diese Fehler nur über einen langen Zeitraum. Einige Symptome zeigen sich oft schon ab dem 2.Schuljahr. Trotz intensiven Übens und überdurchschnittlicher Intelligenz erreichen manche Kinder aber keine altersgemäße Lese-Rechtschreibfähigkeit. Nur mit einem fundierten Legasthenie-Training kann ein Zugang zum Lesen und eine Rechtschreibkompetenz entwickelt werden. Daher handeln sie frühzeitig.