Woher kommt eine Legasthenie?
Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten, Lese- und Rechtschreibschwäche, Lese- und Rechtschreibstörung (Legasthenie-Ursachen)
Warum kann ich nicht richtig lesen und schreiben?
Die Ursachen von Legasthenie bzw. einer Lese- und/oder Rechtschreibstörung, oft verbunden mit der besonderen Schwierigkeit beim Erwerb einer Fremdsprache (LRS Englisch) sind vielfältig und individuell verschieden. Bisher konnte noch keine spezifische Ursache für die Entstehung benannt werden. Es werden verschiedenen Ansätze diskutiert. Zentral verantwortlich sein können eine genetische Disposition, biologische Faktoren und/ oder Auffälligkeiten bei der visuellen und auditiven Wahrnehmung und Informationsverarbeitung. Häufig sind die Schwierigkeiten von einer Aufmerksamkeitsschwäche begleitet.
Eine große Anzahl an Studien belegt die besondere Bedeutung der phonologischen Bewusstheit als eine wichtige Fähigkeit für spätere Lese- und Rechtschreibleistungen. Die phonologische Bewusstheit ermöglicht, die formalen Eigenschaften der gesprochenen Sprache, den Klang, Reime, Silben und vor allem einzelne Laute des gesprochenen Wortes zu erkennen. Die Segmentierung von Wörtern in Silben und Phoneme, das Synthetisieren von Phonemen (kleinsten sprachlichen Einheiten) beim Leseerwerb und die Zuordnung von Phonemen/Lauten und Graphemen/Buchstaben oder Buchstabengruppen ist beim Schreiberwerb zentral. Sprachentwicklungsstörungen, Defizite im Wortschatz oder der Grammatik erhöhen das LRS-Risiko.
Auch Umweltfaktoren wie schulische Unterrichtsdefizite sowie Persönlichkeitsfaktoren oder besondere psychische Belastungen des Kindes oder Jugendlichen können dazu beitragen. Auch das Vorwissen, der Wortschatz, Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Frustrationstoleranz spielen eine Rolle.
Aufgrund der Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und Rechtschreibens entwickeln Kinder oft ein starkes Vermeidungsverhalten gegenüber dem Lesen und/ oder Schreiben. Vermehrtes Üben bringt kaum nachhaltige Erfolge. Psychische Belastungen werden verfestigt und Misserfolge, Lern- und Leistungsstörungen und nicht selten Verhaltensstörungen und Ängste werden ausgelöst.
Symptome Lese-Rechtschreibstörung sollten daher frühzeitig erkannt werden, damit das Kind rechtzeitig und nachhaltig in der Entwicklung unterstützt werden kann. Lese-Rechtschreibschwierigkeiten wachsen sich nicht aus, aber lassen sich durch ein gezielte Förderung überwinden.
Legastheniker benötigen einen besonderen Lernstil
Forschungen belegen, dass legasthene Menschen oft eine visuelle Darstellungsform belegen, um Wörter erstehen und mit einer Bedeutung zu verknüpfen. Nomen, Verben und Adjektive wie Stuhl, laufen und groß verstehen sich oft von selbst. Hier können wir sofort ein mentales Bild abrufen. Anders sieht es aus bei Wörtern wie: aber, also, dann, doch, dass, obwohl, wie… Diese „Funktionswörter“ rufen bei vielen Lesern kein mentales Bild auf und verursachen Verständnisprobleme.
Das Wort Baum zum Beispiel verstehen wir nur, wenn wir auch sein Bild in unserem Gehirn abrufen können. So liest er Baum und lässt lebhaft einen Baum vor seinem „inneren Auge“ entstehen. Das Bild kann er ganz plastisch von verschiedenen Blickwinkeln betrachten, ganz dreidimensional. Wie auch immer er es betrachtet, es ist und bleibt ein Baum. Das englische Wort für Tisch „table“ können wir erst verstehen, wenn wir es unter demselben Bild abspeichern. Jetzt trifft er aber auf die kleinen Häufigkeitswörter der, den, denn, mit … und es entsteht keine Vorstellung, keine Bedeutung.
Nur mit einem fundierten Legasthenie-Training kann ein neuer Zugang zum Lesen und Schreiben entwickelt werden. Daher handeln sie frühzeitig, da sich diese Schwierigkeiten durch ein vermehrtes Lernen alleine nicht überwinden lassen.