Wer Babys strampeln und krabbeln sieht, wer Schüler beim Toben auf dem Pausenhof beobachtet, der weiß: Kinder brauchen Bewegung. Dass Bewegung, vor allem an frischer Luft, gut für die Gesundheit ist, wissen wir. Aber Bewegung bewirkt noch viel mehr! Sie ist das wichtigste Instrument mit dem unsere Kinder ihre Umwelt wahrnehmen und verarbeiten. Sie bildet die Grundlage für Selbstständigkeit und Selbstvertrauen, für Organisationsfähigkeit, Impulskontrolle und Frustrationsschwelle. Die Konzentrationsfähigkeit wird erhöht und die Freude am Lernen steigt.

Schon im Mutterleib bilden sich durch die ersten Bewegungen Nervenbahnen im Gehirn. Den Daumen gezielt in den Mund zu stecken, bedarf einiger „Übung“. Bei der Geburt verfügen wir über mehr als 100 Milliarden Nervenzellen, die noch miteinander verknüpft werden müssen, denn Informationen sollen nicht nur aufgenommen und gespeichert, sondern weitergeleitet werden. Greifen, krabbeln, laufen lernen, turnen und toben unterstützen diese Verknüpfungen. Es entsteht ein gut ausgebautes Straßennetz, auf dem später eine schnelle Informationsverarbeitung stattfinden kann. Nur häufig genutzte Verbindungen zwischen Nervenzellen bleiben bestehen. Dazu müssen sie laufend aktiviert werden, frei nach dem Motto „Use it or loose it“.

Durch Bewegung erforschen die Kinder ihre Umgebung, allein oder mit anderen. Beim Balancieren auf einem Baumstamm oder einer Gartenmauer, beim Schaukeln auf einer Wippe, beim Spielen mit Bällen, beim Schlittern auf einer Eisfläche, beim Laufen im Strandsand, beim Schwimmen oder beim Klettern und Rutschen können sie Gleichgewicht und Körperkoordination erleben. Kinder erzeugen und verstehen Phänomene und verinnerlichen so unmittelbar unser Ursache-Wirkungs-Prinzip und lernen Grundbegriffe wie Veränderung, Konsequenz, Zeit, Reihenfolge und Ordnung kennen.

Wenn Kinder sich bewegen, verbessert sich nicht nur ihre Körperhaltung, auch das Gehirn ist besser durchblutet. Beim Sport werden bestimmte Hirnareale angesprochen, die mit dem Arbeitsgedächtnis korrespondieren, einem wichtigen Zwischenspeicher für Informationen. Dieser Effekt tritt natürlich bei Spiel und Sport viel eher ein, als beim Abhängen vor dem Computer und dem Fernseher. Kinder und Jugendliche treffen sich nicht mehr draußen, sie treffen ihre Freunde auf Facebook und Instagram. Hirnforscher haben herausgefunden, dass sich in den letzten Jahren bei Jugendlichen der Bereich im Gehirn, der für die Daumenbewegung zuständig ist, deutlich vergrößert hat. Eine Anpassung an whatsapp & Co. Nach Schule und Hausaufgaben heißt es einfach nur „chillen“ und die technischen Verführungen sind groß.

Eltern tragen heute als Vorbilder eine größere Verantwortung denn je. Kinder und Jugendliche übernehmen durch Imitation Mimik, Gestik und Verhaltensweisen. Eltern müssen für sich und ihre Kinder für mehr und regelmäßige Bewegung sorgen und diese Aktivitäten auch konsequent einhalten. Viele Eltern argumentieren, dass neben der Schule kaum Zeit für Freizeitaktivitäten bliebe. Doch knapp 2 Stunden verbringen Jugendliche täglich online am Handy oder Tablet mit Chatten und Spielen und kommunizieren mit 386 virtuellen Freunden, 2 Stunden spielen sie Computer- und Videospiele. Ein Nährboden für ADHS, Hyperaktivität und ADS, Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom.

Kinder müssen andere spannende Aktivitäten kennenlernen, die sie körperlich herausfordern. Nutzen Sie frühzeitig den Bewegungsdrang, die Bewegungsfreude und den Spieltrieb ihrer Kinder. Fahren Sie ihr Kind morgens nicht mit dem Auto bis vor die Schultür. Körperliche Betätigung, Bewegung und Sport sind Doping für das Gehirn. Die Produktion von Adrenalin, also Stresshormonen, wird reduziert und Endorphine, körpereigene Glückshormone, werden ausgeschüttet. Bewegung ist Grundvoraussetzung für die Entwicklung von Sprache und für die korrekte Raum-Lage-Wahrnehmung von Buchstaben und Zahlen. Für eine leichte Stiftführung muss die Hand-Auge-Koordination gut ausgeprägt sein. Studien belegen, dass „Bewegung schlau macht“, die Konzentrationsfähigkeit deutlich steigert und somit die Lust am Lernen weckt.

Bewegung ist Nahrung für das Gehirn und macht Kinder klüger